Die Beschäftigten der Commerzbank haben in den vergangenen 15 Jahren trotz Unsicherheit und dauerndem Um- und Stellenabbau das Geschäft der zweitgrößten deutschen Privatbank gestemmt – und mit ihrer Leistung das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs zurückgebracht. Nun sind sie erneut kollektiv in Frage gestellt angesichts der möglichen Übernahme ihres Hauses durch die italienische UniCredit.
Die Übernahme hat zum einen wirtschaftlich auf lange Sicht kaum einen Mehrwert – weil der neue Bankriese nur über Verdrängung von Wettbewerbern zäh Anteile am übersättigten deutschen Markt gewinnen könnte. Auf der anderen Seite wird die Fusionsbank (Unternehmens-)Kunden verlieren, die sich wegen des geschmälerten Binnen-Angebots (aus zwei mach eins) zum Teil neu orientieren werden. Stattdessen wächst das Bilanzrisiko des vereinigten Konzerns vor den Augen der Aufseher zu einem neuen Klumpen.
Wenn hinter neuen Einnahmen de facto ein dickes Fragezeichen steht, müssen die in Mailand erhofften Erträge bald stattdessen von gesenkten Ausgaben kommen. Sprich Synergie-Effekte und also Personalabbau. Damit hat die UniCredit bereits unrühmliche Zeichen gesetzt – die Tochter HypoVereinsbank schrumpfte seit 2005, der Übernahme durch die italienische Großbank, auf weniger als die Hälfte an Mitarbeitenden und ist als GmbH in München heute nur noch Ausführende.
Eine solche Perspektive wollen wir für die Commerzbank auf jeden Fall verhindern! Eine eigenständig starke Bank mit selbstbewussten Beschäftigten und treuen Kunden muss das Ziel sein. Hier ist die Geschäftsführung in der Verantwortung – besonders aber der Bund als noch immer größter Einzelaktionär. Berlin hat noch immer die Chance, bei der Commerzbank eine fundierte Industriepolitik zu betreiben und viele tausend Arbeitsplätze zu erhalten – als sinnvolle Investition in die Zukunft…
(aus: BILD Plus)