Viele haben gefragt, warum es denn kein Interview mit unserem Spitzenkandidaten Heiko Barten im konzerneigenen Intranet gegeben hat.
Nun, das haben wir uns auch gefragt. Dem kann abgeholfen werden:
Interview mit Heiko Barten, Ortsverbandsvorsitzender der DBV und Aufsichtsratsmitglied seit 2009
Im Finanzdienstleister-Interview spricht Oliver Popp mit dem Mitglied des Aufsichtsrats der LBBH – und künftig auch der BSK – u.a. über die Aufgaben der Arbeitnehmervertretung, die Zukunft von Filialen, die größten Herausforderungen für den Konzern sowie die Gesundheit der Mitarbeitenden.
Oliver Popp (OP): Heiko, auch wenn die Wahl schon etwas zurückliegt, noch einmal Glückwunsch zur Wahl zum Ortsverbandsvorsitzenden Berlin der DBV! Was hat sich gegenüber Deiner Arbeit als einfaches Gewerkschaftsmitglied verändert?
Heiko Barten (HB): Noch bin ich dabei mich einzuarbeiten. Aber ich freue mich natürlich sehr. Das neue Amt hat eine politische Dimension. Wir sind mit 21.000 Mitgliedern die älteste Organisation in der Finanzbranche und nehmen seit 1894 Einfluss bei Verbänden und Parteien, sowie auf die Politik der Landesregierungen.
OP: Gleichzeitig bist Du ab jetzt Gewerkschaftsvertreter in den Aufsichtsratsgremien der LBB/BSK und der LBBH. Worauf legst Du bei Deiner Arbeit besonderen Wert?
HB: Den wertschätzenden Umgang untereinander und die kooperative Suche nach der besten Lösung für Haus und Mitarbeitende. Die strategischen und verbandspolitischen Interessen der Eigentümerseite sind dabei maßgebliche Einflussfaktoren. Also obliegt es uns, regelmäßig mit der Eignerseite das Gespräch über die zukünftige Gestaltung zu suchen und auch dem Vorstand den Gedankenaustausch nachdrücklich anzubieten.
OP: Du bist ja auch seit 25 Jahren Betriebsratsmitglied. Überschneidet sich das?
HB: Die Arbeit im Aufsichtsrat hat eine andere Ausrichtung, aufgrund der speziellen Ebene. Im Betriebsrat habe ich die abstrakten Entscheidungen des Aufsichtsrats in ganz praktischen Auswirkungen zu regeln. Beide Aufgabengebiete sind verzahnt und ergeben ein Gesamtbild.
OP: Wie nimmst Du die Landesbank Berlin Holding wahr?
HB: Die LBBH hat als Landesbank eine sagenhafte Transformation durchlebt und darf m.E. als Blaupause für die Konsolidierung im Landesbankensektor gelten. Übrigens ein Anliegen unseres AR-Vorsitzenden…
Die BerlinHyp ist eine Perle. Die Berliner Sparkasse ist bodenständig und in Berlin verwurzelt. Der ServicePartner ist auch ein umsetzungsstarker Vorreiter in der Konzentration der sparkassentypischen Basisdienstleistungen, wie die SKP und der S-Versicherungspartner im Sparkassenlager geschätzte Spezialisten sind.
„Ich war dabei“
OP: Wie nimmst du die Mitarbeitenden der LBBH wahr?
HB: In einem Intranetbeitrag hat es eine Kollegin meines Erachtens nach auf den Punkt gebracht – das zu wenige Frauen im Aufsichtsrat auf den Kandidatenplätzen seien und gefragt „wie divers der Aufsichtsrat sei“. Stimmt, hier wünsche ich mir mehr Aktivität.
OP: Welche Rolle spielen künftig noch Filialen?
HB: Filialen sind die Wurzel unserer über 200-jährigen Kundenbeziehung. Digitalisierung ist nicht alles. Wir müssen aufpassen, nicht die Kundenbeziehung mit zu schließen und ein ausgewogenes Verhältnis von Filialdichte und Internetangebot zu bieten.
Was hältst Du von folgendem Denkmodell: Wenn Alle das gleiche tun, worin unterscheiden wir uns von den anderen? Das ist meine Kernfrage, und ich freue mich, dass es kreative Überlegungen gibt, wie eine Sparkassenfiliale attraktiver gestaltet werden kann. Um die Kundenabwanderung durch persönlichen Kontakt sogar umzukehren und die Kunden anderer Institute aufzunehmen. Das wäre ein Gewinn! Das schafft sogar Arbeitsplätze, wo andere abbauen.
OP: Und wenn Du in die Zukunft schaust, was sind die größten Herausforderungen, vor denen unser Konzern steht?
HB: Uiiii, geht´s auch ne Nummer kleiner? Wir sind mitten drin in diesen Herausforderungen: Wenn ich jetzt von Niedrigzinsphase, Digitalisierungsdruck und Regulatorik anfange, dann liest das Interview kein Mensch mehr weiter. Die wirkliche Herausforderung besteht darin, die Menschen – und damit meine ich wirklich die Menschen, also die Mitarbeitenden und die Kunden – wertschätzend da abzuholen, wo Sie stehen.
OP: Das heißt?
HB: Wenn ich Kunden von etwas begeistern möchte, ist es sehr hilfreich selbst begeistert zu sein. Das weiß jeder gute Verkäufer, so wie wir es als Kunden anderswo auch toll finden. Ich möchte, das die Freude an der Arbeit Prio Nummer 1 hat… und schaun´ wir mal, was dann passiert…
OP: Wie schätzt Du die Konkurrenz von Onlinebanken wie N26 ein?
HB: Ehrlich? Ich finde deren Werbung cool. Die bewerben ein 08/15-Produkt mit Hochpreiskonditionen so, dass junge Leute es hipp finden. Die schaffen, was wir anstreben. Du kennst das Thema Yomo? Oder Pay-Direkt? Ich werde dafür im AR auch bei der Eignerseite werben, das gute Produkte schleunigst an den Start kommen.
Wir haben einen Datenschatz bezüglich der millionenfachen Kundenbeziehungen und vermarkten es für meinen Geschmack zu wenig. Vielleicht wäre es an der Zeit, das wir nach neuen Wegen suchen diese Daten kreativ und aktiv zu nutzen.
OP: Gesundheit, wie ist Deine Sicht?
HB: Ich habe es bereits mit den anderen Arbeitnehmervertretern in der vergangenen Legislaturperiode immer wieder im AR angesprochen: Von alleine geht die Krankenquote nicht mehr zurück, wir müssen etwas tun. Jetzt. Und wenn die bisherigen „Maßnahmen“ nicht greifen, neue Wege beschreiten.
Darf ich auf eine nicht gestellte Frage antworten?
OP: … ja…
HB: Ich frage mich, ob wir das Thema Klimapolitik überhaupt bzgl. seiner Bedeutung für unsere Kundschaft, unser Unternehmen und damit auch für unsere Reputation in Hinsicht auf die „Soziale Verantwortung“ verstanden haben. Da geht noch was, da sehe ich eine Unterscheidungsmöglichkeit zu rein Profit orientierten Unternehmen.
Wie hält sich Heiko Barten fit?
Körperlich durch Sport, ich liebe Spinning und Rad fahren, sowie mit meiner Familie Federball spielen. Mental durch gute Gespräche, die gern auch mal kontrovers sein können.
Das Interview führte Oliver Popp.
Heiko Barten
Der 1964 geborene Berliner kommt aus einer Angestelltenfamilie und war schon während der 1980er Jahre – nach seiner Schulzeit – Gründungsmitglied des allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) in Berlin und war dort stv. Vorsitzender. Nach seiner Bankausbildung bei der Berliner Bank und dem Wechsel in die Bankgesellschaft Berlin gründete er mit drei weiteren Mitstreitern um die Jahrtausendwende die Liste „FrischerWind!“ Einige Jahre später wurde er zum Vorsitzenden des Betriebsrats in der Bankgesellschaft und später auch in der Landesbank Berlin gewählt.
Seit 2009 ist Barten Mitglied in AR-Gremien des Konzerns.
Heiko Barten ist glücklich verheiratet und hat zwei wohlgeratene Kinder.